Kinderarbeit
Zwischen Ausbeutung und Emanzipation

Kinderarbeit - Zwischen Ausbeutung und Emanzipation

Child labor - between exploitation and emancipation

Kinderarbeit war zur Zeit der Industrialisierung in Europa eine feste Größe in der Arbeitswelt. Kinder arbeiteten sowohl in Fabriken als auch in der Landwirtschaft oder zuhause und dies häufig unter schweren körperlichen und seelischen Bedingungen. Die Gefahren, denen sie dabei ausgesetzt waren, führten aber auch dazu, dass man erstmalig über Rechte für Kinder nachdachte. Dahinter steckte nicht immer nur Mitgefühl, sondern auch die Sorge, dass die Familie nicht ernährt würde und dass aus kranken Kindern keine guten Soldaten würden.

Wir wollen euch einen kleinen Einblick in die Geschichte der Kinderarbeit im 19. Jahrhundert geben. Ihr werdet erfahren und auch am eigenen Leib nachempfinden können, was Kinderarbeit für die Betroffenen bedeutete und welche Stellung Kinderarbeit in der Kindheitsgeschichte einnimmt.

At the time of industrialization in Europe, child labor was a permanent feature of the working world. Children worked both in factories and in agriculture or at home, often under severe physical and psychological conditions. The dangers to which they were exposed, however, also led to the first consideration of rights for children. The motivation behind this was not always compassion, but also the concern that the family would not be fed and that sick children would not become good soldiers. 

We want to give you a little insight into the history of child labor in the 19th century. You will learn what child labor meant to the people involved and what role child labor plays in the history of childhood.


Kinderarbeit in historischer Perspektive

Kinderarbeit gehörte soweit uns die Quellen das verraten schon immer zur Geschichte der Menschheit. Im Mittelalter wurde es z.B. als natürlich ansehen, dass Kinder früh anfingen, bei Bauern, bei Tätigkeiten im Haus und später auch auf dem Feld mitzuhelfen. Auch in anderen Gesellschaftsschichten herrschte die Meinung vor, dass Kinder durch die Arbeit auf ihr späteres Leben vorbereitet werden sollten. Ein Schulwesen, wie wir es heute kennen, gab es zur Zeit des Mittelalters noch lange nicht.

Mit der aufkommenden Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts änderte sich der Charakter der Kinderarbeit allerdings radikal. So konnten Kinder viele der Arbeiten in Fabriken ausführen, für die sonst ein Erwachsener hätte eingestellt werden müssen. Sie konnten aber gleichzeitig auch schlechter bezahlt werden als Erwachsene. Somit hatten viele Fabrikbesitzer ein hohes Interesse daran, Kinder in ihren Betrieben zu beschäftigen. Gleichzeitig waren die Lebensbedingungen für viele Familien so hart, dass diese darauf angewiesen waren, dass die Kinder ebenfalls Geld verdienten.

Child labor from a historical perspective

Child labor, as far as sources reveal, has always been a part of human history. In the Middle Ages, for example, it was considered natural for children to start helping out on farms, in household chores, and later on in the fields. In other social classes, it was believed that children should be prepared for their future lives through work. There was no schooling system as we know it today during the Middle Ages.

However, with the emerging industrialization in the second half of the 18th century, the character of child labor changed radically. Children could perform many of the tasks in factories that would otherwise require an adult to be hired. But at the same time, they could also be paid less than adults. Thus, many factory owners had a high interest in employing children in their factories. At the same time, the living conditions for many families were so harsh that they relied on their children to earn money as well. 

Child laborers, Macon, Georgia, 1909.
Child laborers, Macon, Georgia, 1909. © Wikipedia article, public domain

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Arthur Rothstein, Child Labor, Cranberry Bog, 1939. Brooklyn Museum © Wikipedia article, public domain

Zur selben Zeit war die Arbeit in vielen Fabriken für die Kinder allerdings auch mit hohen Gefahren verbunden, und eine nicht geringe Anzahl von Kindern starb bei der Arbeit. Diese Gefahren führten aber auch dazu, dass die Öffentlichkeit aufmerksam auf die Kinderarbeit wurde. Sie empörten viele Menschen, in deren Augen die Kindheit eine besondere Phase des Schutzes für Kinder sein sollte. Auch die aufkommende Arbeiterbewegung wand sich vielmals gegen Kinderarbeit. Gleichzeitig wurde Kinderarbeit auch vom Staat zunehmend als Problem gesehen, fürchtete man doch, dass die durch die harte Arbeit früh geschädigten Kinder nicht mehr zu guten Untertanen und auch Soldaten werden könnten. So kam es 1839 in Preußen zu einer ersten gesetzlichen Einschränkung der Kinderarbeit.

However, working in many factories was also associated with high dangers for children, and a considerable number of them died while working. These dangers also drew public attention to child labor, causing outrage among many people who believed that childhood should be a special phase of protection for children. The emerging labor movement also often opposed child labor. At the same time, the state increasingly saw child labor as a problem, fearing that children who were damaged by hard work would not be able to become good subjects or soldiers. This led to the first legal restriction on child labor in Prussia in 1839.


Wo arbeiteten Kinder? / Where did children work?

Wissenschaftsrallye, Samstag, 6. Mai 2023 / Saturday, 6 May 2023

Starting and finishing point: Arkadenhof im Universitätshauptgebäude, Am Hof 1.
Participants may start between 10 and 11 am.

See an overview of all stations at the Wissenschaftsrallye.

Eindrücke von der Wissenschaftsrallye 2023 / Impressions of the Wissenschaftsrallye 2023

An verschiedenen Stationen mit Bildern und kurzen Infotexten ('Gallery Walk') bekamen die Schülerinnen und Schüler einige Hintergrundinformationen zum Thema 'Kinderarbeit.' Zusammen mit Prof. Dr. Claudia Jarzebowski und Tobias Happ sprachen sie über Fragen wie zum Beispiel "Wo haben Kinder gearbeitet?" und "Unter welchen Bedingungen mussten sie arbeiten?" Nachdem sie sich über die Hintergründe und die Geschichte der Kinderarbeit informiert hatten, konnten die Schülerinnen und Schüler zumindest einen kurzen Eindruck davon bekommen, welche Arbeiten Kinder verrichten mussten: Knöpfe annähen unter Zeitdruck oder schwere Kartoffelsäcke tragen. Das Feedback, das wir erhalten haben, zeigt, dass unsere Pop-up-Stunde die Perspektive der Schülerinnen und Schüler auf Kinderarbeit (und deren Geschichte) verändert und ihr Bewusstsein für dieses Thema geschärft hat.

Vielen Dank an alle SchülerInnen für ihr Engagement und ihre Neugierde!

Ein besonderes Dankeschön geht an Landwirt Christoph Stippler für die Spende der Kartoffeln, an das Studierendenwerk für die tolle Unterstützung und an alle 'Foodsharer,' die mit der Abholung der Kartoffelsäcke im Anschluss an die Veranstaltung dazu beigetragen haben, dass keine Lebensmittel verschwendet wurden! 

   

Moving through different stations with pictures and short info texts ('gallery walk'), the pupils found out more about the background of child labor. Together with Prof. Dr. Claudia Jarzebowski and Tobias Happ, they discussed questions such as “Where did children work?" and "Under what conditions did they have to work?" After learning about the background and history of child labour, the pupils had the opportunity to get at least a brief impression of the work children had to do: sewing on buttons against the clock or carrying heavy sacks of potatoes. The feedback we received shows that our pop-up lesson changed the pupils' perspective on child labor (history) and increased their awareness on this topic. 

Thank you and well done to all the pupils for their commitment and curiosity!

A special thank you goes to Christoph Stippler for donating the potatoes, to the Studierendenwerk for their great support, and to all 'food sharers' who helped to ensure that no food was wasted by picking up the potatoe sacks after the event! 

At the end of the activity, all participants shared their thoughts and comments about their experience. Their handwritten notes are now on display at the BCDSS offices at Niebuhrstraße 5, 53113 Bonn. Everyone is welcome drop in during office hours to read them!

BCDSS Station "Child Labor"

Infopunkt der Universität Bonn, Schloßkirche 4, 53113 Bonn

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Cécile Jeblawei

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